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16. Oktober 2025

Neuer Untersuchungsbogen unterstützt strukturierte Traumaversorgung

Die DIVI-Sektion Trauma hat eine neue Empfehlung zur strukturierten Traumaversorgung publiziert: Der „Tertiary Survey bei Traumapatienten“, ein Untersuchungsbogen, soll Ärztinnen und Ärzten helfen, Schwerverletzte nach der akuten Erst- und Folgeuntersuchung systematisch erneut zu begutachten – und dabei auch Aspekte zu erfassen, die im hektischen Klinikalltag häufig übersehen werden. Das Paper steht ab sofort open access in der Zeitschrift die Unfallchirurgie zur Verfügung.

„Der Tertiary Survey ist kein neues Konzept, sondern eine praxisnahe Umsetzung eines alten Konsenses“, erklärt PD Dr. Uwe Hamsen, Sprecher der DIVI-Sektion Trauma. „Seit Langem ist klar, dass Schwerverletzte mehrfach untersucht werden müssen. Zuerst schnell, um Lebensbedrohliches zu erkennen. Dann gründlicher, um Verletzungen zu erfassen. Unser Bogen hilft nun beim dritten Schritt: einer ruhigen, vollständigen Qualitätskontrolle ohne Zeitdruck, wenn die Patientin bzw. der Patient stabil ist.“

Standardisiert, praxisnah, offen für Anpassungen

Der neue Untersuchungsbogen versteht sich als Checkliste und Empfehlung zugleich. Er richtet sich nicht nur an Traumazentren mit hoher Fallzahl, sondern auch an Kliniken, in denen Schwerverletzte seltener behandelt werden. Er soll als Hilfsmittel dienen, um die „tertiäre Untersuchung“ strukturiert durchzuführen, typischerweise innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach dem Unfall, wenn die Patientin bzw. der Patient auf der Intensiv- oder Normalstation weiterbehandelt wird. Häufig treten auch dann erst Phänomene wie zum Beispiel Blutergüsse oder Schwellungen in Erscheinung, die weitere Hinweise geben können.

„Wir wollten vor allem Kolleginnen und Kollegen unterstützen, die nicht täglich mit Polytraumata zu tun haben“, erklärt Mitautor Hamsen. Der Bogen erfasse nicht nur physiologische Aspekte, sondern auch organisatorische Fragen wie beispielsweise zum Tetanus-Impfstatus oder zur Vorsorgevollmacht.

Auch psychische Belastung im Blick

Neu ist, dass der Bogen auch psychische Folgen von Unfällen berücksichtigt. Entsprechend kooperierten hier die DIVI-Sektionen Trauma und die Sektion Psychologische Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin. „So regen wir ausdrücklich an, schon frühzeitig nach Hinweisen auf psychische Belastungen zu screenen“, betont Hamsen. Dazu gehöre, potenziell suizidale Unfallursachen nicht zu übersehen und mögliche Traumafolgestörungen ernst zu nehmen. „Dass wir diesen Punkt gleich mitdenken, ist wichtig, denn die psychische Komponente wird im klinischen Alltag oft zu spät erkannt!“, weiß der Oberarzt der Chirurgischen Klinik am Klinikum Bergmanssheil Bochum.

Speziell zur psychologischen Basisversorgung hat die DIVI zudem kürzlich eine Empfehlung bei Springer Nature veröffentlicht – als open source zugänglich unter der DIVI-Empfehlung: Psychologische Basisversorgung auf der Intensivstation nach schwerer Verletzung und Polytrauma | Die Chirurgie.

Offene Nutzung und Feedback erwünscht

Der „Tertiary Survey“ kann nun frei heruntergeladen, angepasst und mit dem eigenen Klinik-Logo versehen werden. Ein Copyright besteht bewusst nicht. Die DIVI lädt Anwenderinnen und Anwender ein, Rückmeldungen zu geben, um das Instrument weiterzuentwickeln. „Wir freuen uns über jede Anregung aus der Praxis“, sagt Hamsen. „Unser Ziel ist, den Bogen in den kommenden Jahren gemeinsam mit der Community zu verbessern, damit die Qualität der Traumaversorgung in Deutschland weiter steigt.“

Vorstellung und Diskussion im Dezember auf dem DIVI25

So wird der Einsatz des neuen Untersuchungsbogens auch Teil eines Symposiums auf dem DIVI25 sein, der Jahrestagung der DIVI in Hamburg. „Erstversorgung Trauma“ findet am 5. Dezember 2025 von 14:30 bis 16:00 Uhr statt. Sektionssprecher Hamsen freut sich auf ein volles Haus: „Wir laden alle interessierten Kolleginnen und Kollegen herzlich zum persönlichen Austausch vor Ort ein und freuen uns auf erste Rückmeldungen aus dem Alltag!“