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PM: DIVI erhebt schwere Vorwürfe gegen Gesundheitsministerium und Robert-Koch-Institut: „Krisenmanagement sieht anders aus!“

Bei gerade einmal 534 am Corona-Virus (SARS-CoV-2) erkrankten Menschen in Deutschland, wird alleine durch das fehlende Krisenmanagement die Lage erst, kritisiert Professor Uwe Janssens (Foto), Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). „Es gibt keine zentrale Steuerung, es wird viel geredet und wenig gehandelt“, so der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler. Jetzt fehlen bereits Desinfektionsmittel, Schutzkleidung und Gesichtsmasken für das im Gesundheitswesen tätige Personal.
Noch mehr Sorge bereitet allerdings die Tatsache, dass es in absehbarer Zeit zu einer Verknappung bestimmter Arzneimittel kommen kann: „Die Grundstoffe für viele Antibiotika werden nahezu ausschließlich in der vom Coronavirus betroffenen Provinz Wuhan in China hergestellt und in großen Mengen in Indien weiter verarbeitet“, erklärt Janssens. „Die Produktionen in Wuhan stehen still. Und Indien hat am 3. März 2020 angekündigt, keine Arzneimittel mehr zu exportieren!“ Deshalb ist ein adäquates Krisenmanagement wichtiger als jeh zuvor!

Nicht das Virus, sondern das Management der Situation ist das Problem – die dezentrale Steuerung der Abläufe in unserem föderalistischen Land. Der Bundesgesundheitsminister gibt zwar die Rahmenbedingungen vor, aber alles Weitere wird an die Länder weitergegeben, die erneut zusammenkommen müssen, um ihre eigenen konkreten Pläne davon abzuleiten. „Das ist nicht effizient!“ prangert DIVI-Präsident Prof. Uwe Janssens an. „Wir sollten versuchen, solche Situationen zukünftig zentral zu steuern. Es müssen verbindliche Regeln geschaffen werden, die für alle gelten.“

Weil eben die zentrale Steuerung fehlt, wurde auch nicht mit dem Auftreten des ersten Corona-Falls in Deutschland die zentrale Beschaffung genügend großer Mengen an Desinfektionsmitteln, Schutzkleidung oder auch Gesichtsmasken für das im Gesundheitswesen tätige Personal koordiniert. Jetzt sind diese Dinge in den Kliniken Mangelwahre oder fehlen bereits – es häufen sich Mitgliederberichte über erfolgte Hamsterkäufe bzw. auch Diebstahl dieser Materealien.

Janssens sorgt sich am meisten aber um die weitere Verfügbarkeit der 67 systemrelevanten Antibiotika, die fast ausschließlich in Wuhan hergestellt und in Indien verarbeitet werden. „Die Quelle ist derzeit versiegt“, weiß Janssens. In Deutschland ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zuständig, das bislang lediglich mitteilt „aktuell keine Hinweise auf eine kurzfristige Einschränkung der Arzneimittelversorgung“ zu haben. Wenn aber China nicht mehr produziert und Indien nicht mehr ausliefert, stellt die DIVI auch stellvertretend für ihre 3.000 Mitglieder der im deutschen Intensiv- und Notfallsystem Tätigen Mitarbeiter die Frage: Was ist kurzfristig? Und was passiert, wenn es mittelfristig doch zu Engpässen kommt? Und welche Arzneimittel sind überhaupt betroffen?

Entsprechend fordert die DIVI:

  1. Zentrale Erfassung der Arzneimittel, bei denen es zu Engpässen kommen kann, d.h. Erfassung auf Bundesebene.
  2. Erstellung einer Liste an Ausweichmedikamenten für die betroffenen Arzneimittel.
  3. Dissemination der Informationen nur an Fachkreise.
  4. Beschränkung der Abgabemengen dieser Arzneimittel für Apotheken.
  5. Verlängerung der Verfallsdaten für die betroffenen Arzneimittel.

Die DIVI bietet in diesem Zusammenhang nicht zum ersten Mal ihre Unterstützung an, weil sich in der Dachgesellschaft eine nicht unerhebliche Zahl der Experten für die Lösung momentan vorhandener Fragestellungen versammelt haben.

Zu den Fakten:

Am 6. März 2020 berichtet das Robert-Koch Institut über 534 Menschen, bei denen das neue Coronavirus nachgewiesen wurde, Todesfälle wurden bislang nicht berichtet. Dies sind 0,0007% der deutschen Bevölkerung und bei weitem nicht jeder der Menschen, bei denen das Coronavirus nachgewiesen wurde, ist krank.
Zum Vergleich: Am 5. März 2020 meldete das Robert-Koch Institut (RKI), dass seit Oktober 2019 119.280 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle mit insgesamt 202 Todesfällen an das RKI gemeldet wurden. Die nur in der Karnevalswoche übermittelte Zahl an neu nachgewiesenen Influenzafällen überschritt die Gesamtzahl der Nachweisfälle für Corona um den Faktor 35. Es ist bekannt, dass dies in der „Grippesaison“ so ist, und keiner macht sich wirklich Sorgen, obwohl die Zahlen dazu Anlass geben könnten, auf jeden Fall mehr als beim Coronavirus.

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