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Einfluss von Antibiotika auf Hörvermögen bei Frühgeborenen: Forschergruppe gewinnt 1. Platz beim DIVI-Forschungspreis „klinische Forschung“

Das Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Härtel gewinnt den mit 4.000 Euro dotierte 1. Platz beim Forschungspreis „klinische Forschung“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Stellvertretend nahm Dr. Janina Marißen (Foto), Assistenzärztin an der Kinderklinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Würzburg, den Preis am 30. November entgegen. Die Gruppe arbeitet zentrumsübergreifend an mehreren neonatologischen Zentren in Deutschland. Gemeinsam hat man in einer Auswertung des Deutschen Frühgeborenennetzwerks (GNN) herausgefunden, dass die Behandlung mit dem Antibiotikum Vancomycin mit einem auffälligen Hörscreening bei den kleinen Patientinnen und Patienten assoziiert war – und damit ein Indikator für langfristige Hörschädigungen sein könnte. „Mit dieser Arbeit veröffentlicht das Forscherteam neue Daten und Erkenntnisse mit Blick auf die langfristige Hörgesundheit von Frühgeborenen. Sie sensibilisiert damit auch für einen gezielteren und verantwortungsvolleren Umgang mit Antibiotika“, sagte DIVI-Kongresspräsident Prof. Dr. Hans-Jörg Busch bei der Preisverleihung im TV-Studio im Rahmen des virtuellen Jahreskongresses der DIVI.

In vielen neonatologischen Zentren gilt Vancomycin als First-Line-Antibiotikum bei Frühgeborenen mit Verdacht auf eine Gefäßkatheter-assoziierte Infektion oder bei Nachweis einer Infektion mit grampositiven Erregern. „Aus dem Erwachsenenbereich wissen wir, dass Vancomycin ototoxische Nebenwirkungen hat, also zu Hörschäden führen kann. Für Frühgeborene gab es dazu bisher allerdings kaum Untersuchungen. Unser Ziel ist es daher, hier eine bessere Datenlage zu schaffen“, erklärt Dr. Janina Marißen (Foto). In der multizentrischen Auswertung des Deutschen Frühgeborenennetzwerks (GNN), in dem rund 17.000 Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm von 2009 bis 2017 erfasst sind, hat das Forschungsteam die Auswirkungen einer Vancomycintherapie auf das Hörscreening sowohl bei der Entlassung als auch später im Alter von fünf Jahren untersucht. Zusätzlich wurde eine Kohorte von rund 1.000 Vancomycin-behandelten Frühgeborenen näher untersucht.

Bisherige Ergebnisse sind gute Basis für weitere Studien

Das Ergebnis: 28 Prozent der GNN-Kohorte wurden mit Vancomycin behandelt, was sich als unabhängiger Risikofaktor für ein auffälliges Hörscreening herausstellte. In der Kohorte der Vancomycin-behandelten Frühgeborenen zeigten sich dosisabhängige Risiken sowohl bei der Entlassung als auch im Alter von fünf Jahren. „Ein auffälliges Hörscreening ist noch kein definitiver Beweis dafür, dass auch tatsächlich eine Hörstörung vorliegt, zumal uns keine Unterlagen zu den weiteren HNO-ärztlichen Nachuntersuchungen vorliegen. Es ist aber ein wichtiger Anhaltspunkt, um weitere Studien durchzuführen und unsere Hypothese zu überprüfen“, sagt Dr. Janina Marißen. Eine weitere Erkenntnis aus der bisherigen Forschungsarbeit ist, dass man sorgsamer mit der Gabe von – ansonsten sehr effektiven – Antibiotika umgeht. „Vancomycin wird zum Beispiel häufig bei Verdacht auf eine Infektion gegeben. Wenn sich der Verdacht nicht bestätigt, sollte es möglichst schnell wieder abgesetzt werden“, so Dr. Marißen. Auch ein stärkerer Erfahrungsaustausch zwischen den neonatologischen Kliniken in Deutschland könne dazu beitragen, dass in der Zukunft Antibiotika noch zielgerichteter verabreicht werden.

Über den DIVI-Forschungspreis

Der DIVI-Forschungspreis, auch bekannt als Posterwettbewerb, wird jährlich im Rahmen des DIVI-Kongresses verliehen. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft möchte die DIVI damit der methodischen Diskussion einen höheren Stellenwert einräumen. Die jeweils vier besten Abstracts aus den Bereichen klinische und experimentelle Medizin werden von einer Expertenjury vor dem Kongress bewertet und ausgewählt. Die jeweiligen beiden Sieger erhalten 4.000 Euro, die Zweiten 2.000 Euro und die Plätze 3 und 4 je 1.000 Euro.


Foto: Rebecca Jesse, Lübeck

Verleihung des Preises im DIVI TV-Studio am 30. November 2021

Ab Minute 47:30

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