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Neuigkeiten aus der Intensiv- und Notfallmedizin

Krankheitssymptome in der Notaufnahme: Deutschsprachige Dokumentationsliste jetzt online!

Krankheitssymptome von Patienten in Notaufnahmen sollten systematisch erfasst werden. „Das ist unbedingt notwendig, weil wir nur so die eingeleiteten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen bewerten und somit zur Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen können“, sagt Dr. Dominik Brammen (Foto), Anästhesist und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie Vertreter der Sektion Notaufnahmeprotokoll der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). „Mit einer erstmals auf Deutsch vorliegenden standardisierten Liste kann ohne großen Aufwand erfasst werden, welche Beschwerde den Patienten ins Krankenhaus geführt hat. Jetzt werben wir in den Kliniken dafür, diese Liste der Vorstellungsgründe auch flächendeckend einzusetzen. Damit legen wir die Grundlage für symptombasiertes Qualitätsmanagement sowie IT-Unterstützung der Behandlung. Und wir können so auch in der Versorgungsforschung einen großen Schritt vorankommen“, sagt Brammen.


Im Zuge der Neustrukturierung der Notfallversorgung wird durch den Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses eine aussagekräftige und standardisierte Dokumentation der Patientenversorgung gefordert. Bisher wurden insbesondere die Beschwerden, mit welchen die Patienten in der Notaufnahme vorstellig werden, nicht standardisiert und systematisch erfasst. Dies kann sich nun ändern.

In der interdisziplinären Sektion Notaufnahmeprotokoll arbeiten Experten der DIVI sowie der Deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) eng zusammen. „Wir haben uns weltweit verschiedene Systeme zum Erfassen der Vorstellungsgründe im Krankenhaus angeschaut. Die meisten verfügbaren Systeme haben die Symptome einer Notaufnahme nicht vollständig abgebildet“, sagt Brammen. Fündig geworden ist die Sektion dann beim Canadian Emergency Department Information System (CEDIS), die eine „Presenting Complaint List“ einsetzt. „Diese bildet alle Anforderungen ab, die die Sektion Notaufnahmeprotokoll formuliert hatte“. Die Liste wurde 2003 das erste Mal publiziert und seitdem ständig weiterentwickelt. In Kanada hält die Pflegekraft damit in der Zwischenzeit im Rahmen der Ersteinschätzung die Beschwerden der Patienten fest, wenn sich diese in der Notaufnahme vorstellen. Mit Hilfe einer standardisierten Methodik und nach den Empfehlungen der International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research (ISPOR) haben die Experten der DIVI und DGINA die Vorstellungsgrundliste ins Deutsche übersetzt und den kulturellen Gegebenheiten angepasst1. Diese Liste der Vorstellungsgründe steht als konsentierte deutschsprachige Version frei zur Verfügung und kann über die DIVI-Website abgerufen werden.

Zusammenhänge erkennen: Symptome und Diagnosen werden analysiert

In der Versorgungsforschung stellt die codierte Diagnose das zentrale Element zur Klassifizierung von Patienten dar. Der Patient stellt sich in der Notaufnahme jedoch nicht mit einer Diagnose, sondern mit einem Symptom vor. „Bislang wurden die Symptome in Dokumentationsbögen nur als Freitext erfasst, aber nicht mit einem codierten Klassifizierungssystem, das wir analytisch auswerten können“, sagt Brammen. Dabei ist der Weg vom Vorstellungsgrund zur Diagnose eine der zentralen Aufgaben einer Notaufnahme.

Kleiner Aufwand, großer Nutzen: Bessere Behandlungsstandards in Kliniken

Als einer der ersten Schwerpunktversorger in Deutschland hat das Klinikum Wolfsburg die übersetzte Vorstellungsgrundliste in das Notaufnahmeinformationssystem implementiert. Seitdem wird routinemäßig für alle eintreffenden Patienten ein Vorstellungsgrund dokumentiert. „Die Implementierung der Liste in unser elektronisches Dokumentationssystem ist super“, sagt Dr. Bernadett Erdmann, Chefärztin in der dortigen Notaufnahme, „die Liste ließ sich ohne großen Schulungsaufwand implementieren und bildet jetzt tatsächlich standardisiert die Beschwerden der Patientinnen und Patienten ab, mit denen sich diese vorstellen. Somit haben wir erstmals die Möglichkeit einer internen Qualitätskontrolle und können unsere Prozesse anpassen. Wir können gezielt auswerten, welche Beschwerden oder Symptome unsere Patienten hatten und was dann am Ende der Notfallbehandlung tatsächlich als Diagnose herauskam. Dies führt zu einer Anpassung von Prozessen und zur Erhöhung der Patientensicherheit, da wir auf Grund dieser Analysen unsere internen Behandlungspfade anpassen und eine optimale Patientenversorgung sicherstellen können.“ Der Nutzen und die Verwertbarkeit der standardisierten Erhebung von Vorstellungsgründen in der Versorgungsforschung wurden im Zuge dessen evaluiert2. „Durch die standardisierte Erhebung von Vorstellungsgründen mittels der deutschen Übersetzung der CEDIS-Vorstellungsgrundliste wurde eine fundierte Grundlage für symptombasierte Analysen der Versorgungsrealität in Notaufnahmen geschaffen. Bei geringem Mehraufwand wird ein großer Nutzen für symptombasierte Behandlungsstandards und die Versorgungsforschung erreicht“, sagt Dominik Brammen. Die DIVI empfiehlt den Einsatz der deutschsprachigen Liste der Vorstellungsgründe.


1 Brammen D., Greiner F., Dormann H., Mach C., Wrede C., Ballaschk A., Stewart D., Walker S., Oesterling C., Kulla M. (2018): Lessons learned in applying the International Society for Pharmacoeconomics and Outcomes Research methodology to translating Canadian Emergency Department Information System Presenting Complaints List into German. European Journal of Emergency Medicine 25(4), S. 295-299. doi: 10.1097/MEJ.0000000000000450.

2 Greiner F., Brammen D., Kulla M., Walcher F., Erdmann B. (2017): Standardisierte Erhebung von Vorstellungsgründen in der Notaufnahme: Implementierung von codierten Vorstellungsgründen in das elektronische Notaufnahmeinformationssystem eines Schwerpunktversorgers und deren Potenzial für die Versorgungsforschung. Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin (113), S. 115-123. doi: 10.1007/s00063-017-0286-9.

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