In den vergangenen Jahren hat eine immer effektivere Intensivmedizin dazu beigetragen, das Leben von Patienten maßgeblich zu verlängern. Die Hochleistungsmedizin des 21. Jahrhunderts scheint kaum noch Grenzen zu kennen. Gerade in diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie Ärzte mit dem Thema der Therapie am Lebensende umgehen und inwieweit die moderne Intensivmedizin droht, zu einer Apparatemedizin zu werden, die den Sterbeprozess unnötig verlängert. Die Sektion „Ethik“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) beschäftigt sich mit diesem wichtigen Teilaspekt der Intensivmedizin und wird im Rahmen des Symposiums „End-of-Life-Decisions“ auf dem kommenden DIVI-Kongress die Herausforderungen diskutieren, denen Intensivmediziner am Lebensende eines Patienten gegenüberstehen. Der DIVI-Kongress findet vom 5. bis 7. Dezember im Congress Center Leipzig statt.
Intensivpatienten werden zunehmend älter, wodurch nicht nur eine wachsende Anzahl von Komorbiditäten, sondern auch viele chronische Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Diabetes oder Niereninsuffizienz Intensivmediziner vor neue Herausforderungen stellen. „Dennoch fällt es vielen Ärzten angesichts des technischen Fortschritts und der damit verbundenen Erfolge zunehmend schwer, sich auf eine konstruktive Konfrontation mit dem Tod auf der Intensivstation einzulassen“, so Professor Uwe Janssens, Sprecher der DIVI-Sektion Ethik.
Therapie am Lebensende begrenzen und Rechtssicherheit gewährleisten
Die DIVI hat in diesem Zusammenhang einen Dokumentationsbogen zur Therapiebegrenzung entwickelt, der Intensivmedizinern im Arbeitsalltag den Umgang mit Patienten erleichtern soll. Der Dokumentationsbogen fasst alle wesentlichen Informationen des Therapieverlaufs übersichtlich zusammen und stellt somit eine gute Entscheidungsgrundlage für die weitere Behandlung dar. Er verhindert auch die Fortführung nicht mehr gewollter oder indizierter Maßnahmen. Ein solcher Bogen kann auch Rechtssicherheit gewährleisten, denn eine Therapiebegrenzung kann durchaus zu juristischen Konsequenzen führen. Auch dieses Thema wird in der Sektionssitzung eingehend beleuchtet.
Patientenverfügungen verständlich gestalten
Ein drittes Thema des Symposiums wird der Umgang mit Patientenverfügungen sein, die oft zu Problemen zwischen Patienten oder Angehörigen und Ärzten führen. „Intensivmediziner interpretieren die Patientenverfügung eher sinngemäß, während Angehörige sie wortwörtlich nehmen“, sagt Janssens. Den behandelnden Ärzten sei die Komplexität solcher Vorausverfügungen durchaus bewusst. „Tatsächlich ist es kaum möglich, alle mit einer Intensivmedizin verbundenen Eventualitäten und Nebenwirkungen einem Patienten im Detail so zu erklären, dass er die Konsequenzen seines Handelns aber auch seines Nicht-Handelns versteht.“ Die Schwierigkeiten im Umgang mit der Patientenverfügung ist daher Gegenstand des Vortrags von Professor Uwe Janssens.
Termin:
Symposium der DIVI-Sektion Ethik: End-of-Life-Decisions
DIVI-Kongress, Congress Center Leipzig, Saal 1
Mittwoch, 5. Dezember 2018
14.30 bis 16 Uhr
Foto: Ryan McVay/Photodisc/Getty Images